Die Entstehungsgeschichte des „Hiltruper Modells“ beginnt im Jahre 1984 mit der Gründung des Vereins „Jugendhilfe Direkt e.V.“. Er entstand durch die Initiative von Bürgern und Bürgerinnen in Münster-Hiltrup. Sein Zweck war, zur Linderung der Jugendarbeitslosigkeit beizutragen. Die Vereinsmitglieder sind seit damals bis heute ehrenamtlich tätig. Es handelt sich um ein vor mehr als zwanzig Jahren begonnenes Beispiel bürgerschaftlichen Engagements.

Auslöser der Vereinsgründung war die seinerzeit bestehende hohe Knappheit an Ausbildungsplätzen – insbesondere für Hauptschulabgänger/innen. Deshalb lag der Schwerpunkt der Arbeit zunächst darauf, Ausbildungsbetriebe zu gewinnen, die bereit waren, schwer zu vermittelnde Jugendliche einzustellen. Die Beiträge der Vereinsmitglieder machten es möglich, die Betriebe für eine festgesetzte Zeit mit einem Zuschuss zu unterstützen. Bereits hier zeigte sich, dass Jugendliche, die in der Schule nicht richtig mitgemacht hatten, die sich nur schwer konzentrieren konnten und auf dem Zeugnis zu viele schlechte Noten hatten, im Betrieb ein völlig anderes, nämlich positives Verhalten zeigten. Damit war klar: In einem geeigneten Ausbildungsbetrieb, in dem man sie forderte und förderte, entwickelten die Jugendlichen Fähigkeiten, die bisher in ihnen nur geschlummert hatten und sie schlossen ihre Ausbildung erfolgreich ab.

Während dieser ersten Jahre entstand sehr schnell eine enge und dauerhafte Zusammenarbeit des Vereins mit der Hauptschule Hiltrup. Der Rektor der Hauptschule gehörte zu den Gründern des Vereins. Seitdem ist der jeweilige Rektor als pädagogischer Beirat des Vereins tätig. Die allmähliche Entstehung des „Hiltruper Modells“ war dann eine Konsequenz aus der für Hauptschüler/innen ständig schwieriger werdenden Ausbildungssituation. Der zunehmende Arbeitsaufwand ließ sich nicht mehr allein von den ehrenamtlich tätigen Vereinsmitgliedern bewältigen. Von der Agentur für Arbeit Münster (damals Arbeitsamt Münster) und dem Verein „Jugendhilfe Direkt e.V.“ wurde daher eine ABM-Stelle für eine Diplom-Sozialpädagogin eingerichtet und das Konzept des „Hiltruper Modells“ entwickelt. Wegen des sehr schnell sichtbar werdenden Erfolgs konnte die Stadt Münster gewonnen werden, für diese Arbeit eine feste Stelle einzurichten. Seitdem arbeitet eine Diplom-Sozialpädagogin als Vollzeit-Angestellte für den Verein „Jugendhilfe Direkt e.V.“. 90 % der Kosten werden von der Stadt, 10 % vom Verein getragen. Mit dieser personellen Ausstattung und dem im Aufbau befindlichen „Hiltruper Modell“ ist der Verein seit der zweiten Hälfte der 1990er Jahre in der Lage, mehr als nur aktuelle Nothilfe zu leisten.