Münster-Hiltrup – Vier Mal in der Woche organisieren Ehrenamtliche ein Frühstück für die Hiltruper Hauptschüler. Gemeinsam eindecken, anschließend abräumen, sich unterhalten – das fördert die Sozialkompetenz der Schüler und ist nur eines der Projekte des Vereins Jugendhilfe Direkt. Doch eines Morgens war etwas anders als sonst: Ein Kamerateam stand auf der Matte und baute sein Equipment auf.
„Anfangs war gar nicht daran zu denken zu filmen“, erinnert sich Christian Brinkrolf an die Dreharbeiten. Die Kinder waren viel zu aufgeregt und neugierig. Deswegen durfte erst einmal jeder die Kamera anfassen, durchschauen, seine Faxen machen. „Anschließend konnten wir ganz ungestellte Aufnahmen von den Kindern beim Frühstücken machen – es störte sie nicht, wir waren langweilig geworden.“
Brinkrolf und seine Kollegin Nadine Malkemper haben einen Imagefilm für den Verein Jugendhilfe Direkt produziert. Und waren ganz nah dran an den Kindern – genau wie es der Verein seit 33 Jahren ist. Der Vereinsvorsitzende Hans-Werner Kleindiek merkt an: „Wir haben zwar nicht mehr die großen Hauptschulen wie 1884“, als der Verein gegründet wurde. Trotzdem sei der Verein mehr denn je gefordert. „Heute betreuen wir zum Beispiel viele Flüchtlingskinder. Unsere Arbeit hört nicht auf.“ Es geht dem Verein vor allem um die Eingliederung benachteiligter Jugendlicher in die Arbeitswelt. Organisiert werden Praktika und das Bewerbungstraining. Zum so genannten „Hiltruper Modell“ gehört auch eine enge Kooperation mit der Arbeitsagentur.
Mit dem Imagefilm trägt Kleindiek das Hiltruper Modell fortan in die Welt hinaus. „Ich habe ihn bereits auf einem Kongress der Konrad-Adenauer-Stiftung gezeigt – der Film vermittelt viel mehr Emotionen, als es tausend Reden könnten.“ Er hofft, dass der Film auch mehr Mitglieder in den Verein holt – „wir haben seit der Gründung rechnerisch tausende Jugendliche betreut, haben aber mittlerweile nur noch 50 Mitglieder. Und wir müssen trotz unserer guten Arbeit immer noch um die knappen Fördergelder kämpfen.“
Entstanden ist der Film in Kooperation mit dem Hiltruper Landwirtschaftsverlag. „Wir versuchen, alle unsere Projekte in Hiltrup umzusetzen“ – Kleindiek setzt auf lokales Know-How. Doch zwingend ist es für Kooperationsbetriebe nicht, einen Stützpunkt in Hiltrup zu haben. Im Imagefilm berichtet eine Handorfer Unternehmerin: „Die Kooperation mit dem Hiltruper Verein macht Sinn, nur so bekommen wir direkten Kontakt zu den Schülern. Der Verein ist eben ganz nah dran.
Von Markus Lütkemeyer – Originalartikel WN 10.05.2017