Damit allen der Berufsstart gelingt
WN Ausgabe Hiltrup, Von Michael Grottendieck (WN), Montag, 31. August 2020
Sie steht in Hiltrup mit ihrem Namen und ihrem Gesicht für die Arbeit des Vereins Jugendhilfe direkt. Sie ist die Ansprechpartnerin für die Jugendlichen und seit 25 Jahren bei allen Aktivitäten des Vereins vorne mit dabei.
Cornelia Walter sieht sich keineswegs als Einzelkämpferin. „Ohne Hans-Werner Kleindiek gäbe es uns alle nicht“, verweist sie auf die Verdienste des Vereinsvorsitzenden, der bereits 36 Jahre ehrenamtlich diese Tätigkeit macht. Und sie weist auf das „tolle ehrenamtliche“ Team, ohne das der Verein viele Angebote für die Jugendlichen gar nicht machen könnte.
Das Jahr 2020 hat mit der Corona-Epidemie ganz neue Herausforderungen bereitgehalten. Doch der Reihe nach. Vor 25 Jahren fing die gelernte Erzieherin und studierte Sozialpädagogin als ABM-Kraft an der Hauptschule Hiltrup an. Der Begriff „ABM-Kraft“ ist heute erklärungsbedürftig. Kaum einer versteht ihn noch. ABM steht für Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Rasch wurde daraus ein festes Arbeitsverhältnis.
90% der Personalkosten trägt die Stadt, zehn Prozent muss der Verein Jugendhilfe aufbringen. Mittlerweile gibt es eine mehrere Sozialarbeiter, die an der Hauptschule tätig sind. Ihr Arbeitsfeld ist die Berufsberatung geblieben. Sie kümmert sich darum, dass es für ihre Schützlinge nach der Schule weitergeht.
Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit, namentlich mit Bernd Ehrig, wurde das „Hiltruper Modell“ entwickelt. Bewerbungen aufsetzen, Berufsorientierungstraining organisieren, Praktikums- und Ausbildungsplätze besorgen und das gewachsene große Netzwerk zu den Firmen in der Region hegen und pflegen – diese Aufgaben sind geblieben.
„Oft kommen Firmenchefs auf mich zu. Sie fragen, ob ich beispielsweise eine geeignete Schülerin für eine freie Ausbildungsbildungsstelle in ihrem Friseurgeschäft habe“, erzählt Cornelia Walter.
In den vergangenen Jahren hat sich ein neuer Trend abgezeichnet: In zahlreichen Branchen werden händeringend Auszubildende gesucht. In diesem Jahr blieben in Münster 100 Stellen unbesetzt, berichtet die Sozialpädagogin. Für manchen Nachzügler ging da plötzlich noch etwas. Viele Plätze als medizinische Fachangestellte blieben unbesetzt. Aus Angst, selbst krank zu werden in der Pandemiezeit.
Eine Zurückhaltung der Firmen verspürt sie bei der Vergabe von Praktikumsplätzen. „Die Betriebe sind vorsichtig“, stellt sie fest. Der Verein hat reagiert und „seine“ Praktika verlegt. Die übliche Praktikumszeit wurde vom Oktober auf die erste Februarhälfte verschoben.
Wieder gestartet ist die Übermittagbetreuung. 17 Plätze gibt es im katholischen Jugendheim, wo übrigens vor 24 Jahren die Übermittagsbetreuung „geboren“ wurde. Im evangelischen Jugendzentrum musste die Zahl auf zwölf Plätze reduziert werden. In der Schule gibt es weitere 30 Plätze. Cornelia Walter ist froh und dankbar, dass bei diesem freiwilligen Angebot das Lehrerkollegium der Hauptschule so aktiv mitzieht. „Wir sind ja keine Ganztagsschule.“
Das Schülerfrühstück wird hingegen noch nicht angeboten. Die ehrenamtlichen Helfer gehören allesamt zur Risikogruppe. Bedarf gebe es bei den ehrenamtlich tätigen Nachhilfelehrern. In der Phase des ausschließlich digitalen Lernens seien einige Schüler abgehängt worden, erzählt Hans-Werner Kleindiek.
Auf neue Vereinsmitglieder, neue Spender und auch Sponsoren ist der Verein immer angewiesen. Die Einnahmen über die Bonbox am Wiewel-Markt am Bahnhof sind für den Verein schnell von großer Bedeutung geworden. So nutzt Cornelia Walter ihr Dienstjubiläum, das sie am 1. September feiert, zu einem Appell, den Verein zu unterstützen. „Da haben wir immer Bedarf.“