MÜNSTER-HILTRUP. Ein paar Werbegeschenke wie der Kugelschreiber mit dem Firmenlogo, dazu der druckfrische Info-Flyer und obendrein ein paar Süßigkeiten. Das ist die übliche Ausbeute bei Berufsmessen. In der Stadthalle Hiltrup gingen 350 Schülerinnen und Schüler mit ganz praktischen Erfahrungen nach Hause. Denn der Berufsparcours, den der Verein „Jugendhilfe direkt“ erstmals organisiert hat, ist keine Berufsmesse, sondern die praktische Ergänzung.
Etwas zum Anfassen, zum Erleben und zum Mitmachen: Blutdruckmessen bei der Pflegeschule St. Hildegardis, die sich am Herz-Jesu-Krankenhaus befindet. Oder Zwiebeln und Kartoffeln schnibbeln bei der Alexianer Agamus GmbH, die eine Großküche betreiben. Im Labor der BASF wird ein Geldstück vergoldet. Das funktioniert aber nur bei einer Kupfermünze, klärt eine Auszubildende auf.
„Das hat der Vorteil, dass sich die Schüler intensiver mit dem Beruf auseinandersetzen“, zeigt sich Klaus-Peter Franke, Bereichsleiter Münster von der Bundesagentur für Arbeit, angetan von dem geschäftigen Treiben in der Stadthalle.
Franke ist überzeugt, dass durch das praktische Ausprobieren auch die Hemmschwelle zu möglichen Arbeitgebern sinkt. Das kann Karin Ressel vom Technikzentrum Minden-Lübbecke bestätigen: „Nach 15 Minuten hatte wir den ersten Praktikumsplatz bereits vermittelt.“ Das Technikzentrum Minden-Lübbecke hat die Idee des Berufsparcours entwickelt. Nach Münster getragen hat sie der Verein „Jugendhilfe direkt“.
Pro Berufsfeld stehen zehn Minuten zur Verfügung. 13 Berufsfelder gibt es. Innerhalb von 90 Minuten muss ein Durchgang geschafft sein. Ansonsten wäre es logistisch nicht möglich, zwischen 8 und 13.15 Uhr dieses Angebot für 350 Jugendliche zu machen. Das Speed-Dating mit künftigen Arbeitgebern stand Schülern der Hauptschule wie auch der Realschule offen.
Und so wurde fleißig ausprobiert. Unter Anleitung machten vier Freundinnen ein Bett. Bei dem Karriereberater der Bundeswehr kamen vornehmlich Jungen vorbei, um einen Kompass in die Hand nehmen und ihn auszuprobieren. Die Abfallwirtschaftsbetriebe, die irgendwo in der Tiefe des Saals saßen, holten sich die Jugendlichen bereits am Eingang ab. Eine Lkw-Ladung auf einer Anti-Rutschmatte sichern oder den Strecker eine Anhängerkupplung verdrahten – so lauten hier die Aufgaben. „Es sind alle zufrieden“, resümierte Hans-Werner Kleindiek. Der
Verein „Jugendhilfe direkt“ ist überzeugt: „Der Aufwand hat sich gelohnt.“
Von Michael Grottendieck – Originalartikel WN 12.07.2018